Arbeit mit Forschungsdaten an der ZBW
Forschungsdatenmanagement
Forschungsdaten sind nach einer Definition der Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen Daten, „die im Zuge wissenschaftlicher Vorhaben z. B. durch Digitalisierung, Quellenforschungen, Experimente, Messungen, Erhebungen oder Befragungen entstehen.“ Unter Forschungsdatenmanagement (FDM) fallen methodische, konzeptionelle, organisatorische und technische Maßnahmen und Verfahren zum Umgang mit Forschungsdaten.
Data Sharing
In den Wirtschaftswissenschaften wird es zunehmend zur Praxis, dass Forschende ihre Daten zur Nachnutzung zur Verfügung stellen. Denn das so genannte Data Sharing bietet bedeutende Vorteile:
- Teure Erhebungsverfahren und doppelte Arbeiten können vermieden werden.
- Die Transparenz von wissenschaftlichen Erkenntnisprozessen kann erhöht werden.
- Erkenntnisprozesse können durch kollaboratives Arbeiten beschleunigt werden.
Forschungsdaten-Infrastrukturen
Eine zentrale Grundlage für das Forschungsdatenmanagement sind geeignete Infrastrukturen. Forschungsdaten-Infrastrukturen ermöglichen
- das Speichern von, die Suche nach und den Zugang zu Forschungsdaten,
- eine Nachnutzung von Daten für eigene Forschungsvorhaben,
- eine Prüfung der Robustheit publizierter wissenschaftlicher Ergebnisse.
Projekte mit Forschungsdaten an der ZBW
Verschiedene Projekte der ZBW wirken hin auf
- den Aufbau vernetzter Forschungsdateninfrastrukturen,
- eine Förderung des Teilens von Forschungsdaten,
- die Reproduzierbarkeit von Forschungsergebnissen,
- Open-Science-Praktiken und Data Literacy.
Die ZBW ist ein kompetenter Ansprechpartner für wirtschaftswissenschaftliche Forschungsdaten und zugehörige Technologien. Zudem ist die ZBW ein aktiver Treiber im internationalen Netzwerk der Forschungsdatenakteure im Kontext Data Literacy, Infrastruktur und Policy Making.
Infrastrukturen
Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI)
In der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) sollen Datenbestände systematisch erschlossen, langfristig gesichert und entlang der FAIR-Prinzipien über Disziplinen- und Ländergrenzen hinaus zugänglich gemacht werden. Die ZBW ist bis 2026 an folgenden Konsortien beteiligt:
FAIR Data Spaces
Wissenschaft und Wirtschaft haben Zugriff auf einen gemeinsamen cloudbasierten Datenraum. Das ist das erklärte Ziel von FAIR Data Spaces.
Das FAIR Data Spaces-Projekt (Start 2021) möchte anhand einer Beispieldomäne Gaia-X und die Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) miteinander verknüpfen. Ziel ist es, einen Piloten zu schaffen für einen Datenraum für Industrie und Forschung unter Einhaltung der FAIR-Prinzipien.
Mehr zu FAIR Data Spaces
Services
da|ra
Um Forschungsdaten dauerhaft identifizierbar und zitierbar zu machen, werden diese mit einer eindeutigen Identifikationsnummer registriert. Dies ist ein sogenannter Persistenter Identifier, zum Beispiel ein Digital Object Identifier (DOI). Damit ist die Voraussetzung gegeben, dass Forschende für ihre arbeitsaufwändige Datenaufbereitung durch eine Zitation des Datensatzes belohnt werden können – ähnlich wie derzeit bereits durch eine Zitation einer Publikation.
In den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in Deutschland organisiert die Registrierungsagentur da|ra diese Vergabe von DOI-Namen für Datensätze. Diese wird von der ZBW gemeinsam mit GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften betrieben.
Journal of Comments and Replications in Economics (JCRE)
Journal of Comments and Replications in Economics (JCRE) ist eine Fachzeitschrift für die Publikation von Replikationsstudien in den empirischen Wirtschaftswissenschaften.
ZBW Journal Data Archive
Das ZBW Journal Data Archive ist ein Service für Herausgeber:innen wirtschaftswissenschaftlicher Fachzeitschriften. Sie können dort Datensätze und weitere Materialien zu empirischen Fachartikeln ablegen und bereitstellen, um die Nachvollziehbarkeit und Replizierbarkeit der publizierten Forschungsergebnisse zu unterstützen.
Data Literacy
Academic Career Kit
Toolkit für PhD-Studierende und Early Career Researchers in den Wirtschaftswissenschaften: Das Academic Career Kit adressiert unter anderem das Management und Teilen von Forschungsdaten. Es geht um die Themen „Data Management Plan“, „Find Existing Data“, „Collect and Store Data“ sowie „Publish and Share“.
Broschüre „Auffinden-Zitieren-Dokumentieren“
Die gemeinsam von der ZBW, GESIS und dem RatSWD herausgegebene Broschüre „Auffinden-Zitieren-Dokumentieren“ richtet sich speziell an Nachwuchsforschende in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Vermittelt werden nützliche Quellen um Forschungsdaten zu finden; Tipps, wie diese richtig zitiert werden können und Hinweise, woran gedacht werden sollte, wenn man selbst erstellte Forschungsdatendaten sinnvoll dokumentieren möchte.
Fachdialog Forschungsdaten der Leibniz-Forschungsinstitute für Wirtschaftswissenschaften
Seit Anfang 2021 stehen das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, die Wirtschaftsforschungsinstitute der Leibniz-Gemeinschaft sowie die ZBW im operativen Austausch zum Thema Forschungsdatenmanagement.
Im Mittelpunkt stehen die strategische Ausrichtung bezogen auf NFDI, European Open Science Cloud und Gaia-X sowie der Austausch zu rechtlichen Fragestellungen oder Fragen zu europäischen Entwicklungen wie dem Data Governance Act. Die ZBW hat die Rolle eines beratenden Koordinators eingenommen.
GO FAIR
Nach drei Jahren Aufbauarbeit hat sich die GO-FAIR-Community zu einem weltweit agierenden Netzwerk entwickelt. Als wichtige Triebkraft beim Aufbau eines globalen Internet of FAIR Data and Services ist die GO-FAIR-Community aus der internationalen Forschungsdatenlandschaft nicht mehr wegzudenken.
Online-Seminar: Gute wissenschaftliche Praxis und reproduzierbare Forschung
Wirtschaftswissenschaftliche Journals und Forschungsförderer verlangen zunehmend, dass projektbezogene Daten und Analysen veröffentlicht werden. Dies soll der Überprüfbarkeit von Forschungsergebnissen dienen und die weitere Nutzung der Daten ermöglichen.
Deshalb bietet die ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft das Online-Seminar „Gute Wissenschaftliche Praxis und Reproduzierbare Forschung“ mehrmals pro Jahr an.
In diesem Online-Seminar zeigt die ZBW, wie Analysecodes und Daten den Richtlinien renommierter Journals entsprechend aufbereitet werden. Die ZBW gibt einen Überblick über die Anforderungen der wichtigsten Drittmittelgeber, verschiedener Fachzeitschriften und der Fachgesellschaften in der Wirtschaftsforschung.
Das Online-Seminar richtet sich vorrangig an Master-Studierende und Promovierende der Wirtschaftswissenschaften, die am Anfang ihrer Dissertation stehen und mit quantitativen Daten arbeiten.
Im Online-Seminar werden Beispiele gezeigt, wie Daten mittels der Statistiksoftware STATA aufbereitet werden. Das Seminar kann aber auch ohne vertiefte STATA Kenntnisse besucht werden, da die Beispiele auch auf andere Statistiksoftware übertragbar sind.
Wissenschaftspolitik
NFDI-Senat
Der Direktor der ZBW, Prof. Dr. Klaus Tochtermann, wurde im Oktober 2022 als Mitglied in den Wissenschaftlichen Senats der Nationalen Forschungsdaten-Infrastruktur (NFDI) aufgenommen. Der Wissenschaftliche Senat ist dasjenige Organ des NFDI-Vereins, das die Verantwortung für die strategische Gesamtausrichtung des NFDI-Vereins trägt und dabei die Auswirkungen auf das Wissenschaftssystem berücksichtigt.
Rat für Informationsinfrastrukturen
Der Rat für Informationsinfrastrukturen (RfII) ist ein wissenschaftspolitisches Beratungsgremium, das Bund und Länder in Fragen der Weiterentwicklung wissenschaftlicher Informationsinfrastrukturen berät. Auf Initiative des RfII ist letztlich die NFDI entstanden und es wurden wichtige Impulse für Datenqualität und Kompetenzentwicklungen für das Forschungsdatenmanagement entwickelt. Der Direktor der ZBW Prof. Dr. Klaus Tochtermann war seit Gründung des Rates für Informationsinfrastrukturen bis Ende 2022 Mitglied desselben und leitete verschiedene Arbeitsgruppen.
Allianz Initiative
In der Schwerpunktinitiative „Digitale Information“ der Allianz der Wissenschaftsorganisationen ist die ZBW Mitglied der Arbeitsgruppe „Föderieren von IT-Infrastrukturen“, die besonders die Forschungsdateninfrastrukturen NFDI und European Open Science Cloud (EOSC) analysiert. Darüber hinaus zählte die Arbeitsgruppe zu den ersten Akteuren, die darauf hinwies, dass NFDI und EOSC mit einem großen Wirtschaftsdatenprojekt, der Initiative Gaia-X eng abgestimmt werden müssen, um Synergien zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu heben.
European Open Science Cloud Association
Der Direktor der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft, Prof. Dr. Klaus Tochtermann, ist seit dem 17. Dezember 2020 für drei Jahre in das achtköpfige Board of Directors der European Open Science Cloud Association gewählt. Damit hat die deutsche Wissenschaftsgemeinschaft einen langjährigen Vertreter der Open-Science-Bewegung an der Spitze europäischer Wissenschaftspolitik. Der achtköpfige Vorstand der European Open Science Cloud Association, das sogenannte Board of Directors, implementiert die Entscheidungen der Generalversammlung und ist damit das wichtigste Organ in der EOSC Association.